Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Unterrichtswesen und geistige Kultur. Einl. von P. E. Lindström - 11. Die wissenschaftliche Forschung - Die medizinischen Wissenschaftszweige - Physische Anthropologie. Von G. Retzius
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PHYSISCHE ANTHROPOLOGIE.
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Die rasche Entwicklung der Radiologie hat auch in Schweden in letzter Zeit
die Errichtung besonderer Röntgeninstitute an vielen der grösseren Krankenhäuser
des Landes und besonders im Zusammenhang mit den klinischen hervorgerufen.
Das grösste und zeitgemässeste wurde im Jahre 1910 am Seraphimerlazarett in
Stockholm errichtet und steht unter der Leitung von Dr. G. Forssell (geb. 1876),
der schon vorher, seit 1906, als Röntgenologe am Krankenhause angestellt war
und sich durch mehrere Arbeiten, besonders eine über die Radiologie und
Anatomie des Magens, bekannt gemacht hat.
Die orthopädische Chirurgie besitzt ebenfalls in Schweden mehrere
wissenschaftliche Vertreter, und am Karolinischen Institut wird binnen kurzem in
diesem Fache eine besondere Professur eingerichtet werden, wozu die Mittel von
Frau Maria Ekman geschenkt worden sind. Zum ersten Inhaber derselben ist
Privatdozent Dr. Patrik Haglund (geb. 1870) ausersehen, der in einer grösseren
Anzahl Arbeiten u. a. die Folgen der Kinderlähmung und deren Behandlung
erörtert hat.
Schwedens bedeutendste medizinischen Zeitschriften sind: »Nordiskt medicinskt
arkiv», »Uppsala läkarförenings förhandlingar» sowie »Hygiea», letztere von der
Schwedischen Ärztegesellschaft, die 1808 gegründet wurde, herausgegeben.
Physische Anthropologie.
Zur Förderung der Forschungen, welche die Aufgabe haben, die verwickelte
Frage der physischen Charaktere der Menschenrassen, sowie auch ihrer
Herkunft und gegenseitigen Verwandtschaft zu lösen, haben schwedische Forscher in
wesentlichem Masse beigetragen. In seinem Systema naturæ stellte Linné (1707
■—78) fünf verschiedene Menschenvarietäten — hauptsächlich nach ihrer
Hautfarbe und der Begrenzung der Weltteile — auf, nämlich Amerikaner, Europäer,
Asiaten, Afrikaner und eine »monströse» Varietät. An Stelle der letztgenannten
Varietät fügte der deutsche Anatom Blumenbach die Australier hinzu, welche,
als Linné sein genanntes Werk herausgab, noch nicht bekannt waren.
Blumenbach gründete seine Einteilung des Menschengeschlechtes in fünf verschiedene
Varietäten wesentlich auf die Form ihrer Schädel, und zwar besonders auf Form
und Aussehen der Gesichts- und Stirnteile.
Durch die Forschungen, welche von Anders Retzius (1796—1860) über die
Schädelform der nordischen Völker (1842—60) ausgeführt wurden, wurde der
Grund zu diesem Teile der modernen Anthropologie gelegt, der darauf
besonders von deutschen und französischen Forschern entwickelt wurde. Er zeigte,
dass sich innerhalb der grossen Varietäten des Menschengeschlechts, verschiedene,
typische Schädelformen finden. Zunächst untersuchte er die Volksstämme
Schwedens und des übrigen Europa, später auch die der übrigen Weltteile.
Seine Einteilung der Schädelformen nach dem Verhältnis zwischen Länge und
Breite des Schädels (index cephalicus Retzii) in Dolichozephalen und
Brachy-zephalen ist dann allgemein angewandt worden, und zwischen diesen ist von
vielen eine Zwischenform eingeführt worden (Mesozephalen), welche auch von A.
Retzius beobachtet wurde, obwohl er sie nicht als eine besondere Form aufführen
wollte. Nach dem schwächeren oder stärkeren Vorspringen der Kiefer teilte er
weiter diese Schädelformen in Orthognathen und Prognathen ein. Sven Nilsson
(1787—1883) suchte, bei seinen Forschungen über die Ureinwohner des
skandinavischen Nordens, die Schädelform der Völker der Stein- und Bronzezeit
festzustellen, aber das Material von Schädeln, das zu seiner Verfügung stand, war
allzu gering, um darauf sichere Resultate aufzubauen. In seiner umfassenden
Arbeit »Crania suecica antiqua» (1899—1900) konnte G. Retzius (geb. 1842), auf
Grund eines während der folgenden Jahrzehnte aus vorgeschichtlichen Gräbern,
von N. G. Bruzelius (1826—1901), B. E. Hildebrand (1806—84), G. von Dü-
41—130177. Schweden. 1.
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