- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
370

(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 5. Das persönich-mystische verhältnis zum propheten

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Andrae, Die person Muhammeds ’

der einen höheren maqäm so zieht er seinen freund mit sich
hinauf, denn er ist mit ihm verbunden wie die kinder mit den
eitern. Wenn zwei brüder, die einander in Gott lieben, sich
begegnen und der eine dem anderen anlächelt, dann fallen die
Sünden von ihnen ab, wie die dürren blätter im winter von den
bäumen fallen.1 Wenn Ga’far b. Sulajmän eine fatra in seiner
seele empfand, sah er auf Muhammed b. Wäsi’ und konnte dann
seine frommen werke eine woche hindurch ununterbrochen
fortsetzen. Der fromme widmet alle seine mühe den brüdern, nicht
sich selbst.2 Die aufrichtigkeit fordert, dass man dem bruder
seine fehler zu wissen gebe,3 aber man darf um des fehlers willen
das band der liebe nicht auflösen. Ich hasse seine taten aber er
selbst ist mein bruder, hat ein frommer von einem fehlenden
bruder gesagt.4 Die pliicht zu verzeihen, selbst wenn es schwere
Sünden gilt, ist unbeschränkt. Zwei einsiedler wohnten auf
einem berge nahe an einer grossen stadt. Einst ging der eine
in die stadt, um etwas einzukaufen und fiel in das netz einer
dirne. Vor schäm wegen seiner sünde wagte er nicht zu seinem
bruder zurückzukehren, sondern blieb bei ihr drei tage. Sein bruder
hatte ihn während dieser zeit voll unruhe gesucht. Zuletzt fand
er ihn, wie er zusammen mit der hure sass, und wollte ihn in
seine armen schliessen. Aber der andere tat wegen seiner
übergrossen schäm, als ob er ihn nicht kannte. Da sagte er: »Stehe
auf, mein bruder, ich weiss, wie dir geschehen ist. Nie bist du
mir so wert und so lieb gewesen, wie in dieser stunde».5

Wie die heiligen der mönchslegende6 so kennen die
frommen einander, auch wenn sie sich nie gesehen haben. Ihre geister
begegnen einander in der entfernung von einer tagesreise. Ja,
sie kennen einander von der präexistenz her.7 So innig ist die
geistige gemeinschaft, dass sie auch ohne ein wort zu reden
einander verstehen. Suhrawardi und Ibn al-’Arabi trafen
einander. Sie schwiegen beide eine ganze stunde hindurch, dann
schieden sie von einander, ohne ein wort gesprochen zu haben. Wie fin-

1 Qüt al-qulüb II, 214, 217. 2 Lawäqih al-anwär I, 157.

3 Lawäqih al-anwär I, 192. Als ’Ahmed al-Rifä% seinen schülem
diese pflicht einschärfte, sagte einer von ihnen: 0 Herr, du hast einen
grossen fehler. Er sagte: Was ist das für ein fehler, o mein bruder? Dass du
mit solchen wie uns umgehst. Da weinten die armen und schluchzten laut.

4 Qüt al-qulüb II, 217. 5 Qüt al-qulüb II, 224.

0 Reitzenstein, Iiistoria monachorum 90.

7 Nawädir al-usül 164.

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