Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 12. Wie die Russen in Memel hausten
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122 Zwölftes Kapite!.
rollte der Bürgermeister vom Schlitten und blieb auf der Straße liegen,
während die Wagen mit den übrigen um die nächste Straßenecke ver-
s<hwanden. Unglücklicherweise kamen im selben Augenbli> einige russische
Soldaten vorüber, und einer von ihnen stieß aus reinem Mutwillen
Poctels das Bajonett dur<h den Leib! Als ih ihn drei Tage später im
Lazarett besuchte, zeigte sein Gesicht Todesblässe, aber er konnte noch selbst
berichten, was ihm widerfahren war. Seine Frau, die neben ihm saß,
war in Tränen aufgelöst. Ich weiß zurzeit niht, ob er lebt; es wäre
ein Wunder, denn er war buchstäblich auf das Bajonett gespießt worden.
Ungefähr gleichzeitig waren 300 Soldaten unter Anführung von
Offizieren in das Haus des Oberbürgermeisters eingedrungen und
hatten abermals seine Auslieferung verlangt. Gegen /,6 Uhr waren
weitere 2000 Russen von Norden her in die Stadt eingerüct, hatten
die Straßen gefüllt, waren in die Häuser eingebrochen und hatten einen
großen Teil der Bevölkerung nah der Kaserne geschafft. Die Absicht
war gewesen, die Unglücklichen fortzushleppen. Das kam? aber nicht zur
Ausführung; denn im Lauf des Abends rückten die Deutschen von Süden
heran. Unter dauerndem Straßenkampf wurden die Eindringlinge durch
die Stadt getrieben. Gegen 9 Uhr waren sie verjagt, nur die Toten
lagen in ihrem Blut. Dem Kampflärm folgten donnernde Hurrarufe
auf die einziehenden deutshen Truppen. Vor dem Denkmal Kaiser
Wilhelms 1. wurde ihnen von der Volksmasse gehuldigt.
Infolge der Kürze ihrer Besuche kamen die Russen nicht dazu, hier
in Memel fo viel Greuel zu begehen wie sonst in Ostpreußen. Graf
Batocki zählte einige hundert Fälle von Gewalttaten und ebcnjoviel in
den Dörfern der Umgegend. Der Superintendent war der crste, der
einen furzen Nundgang durch die Stadt unternahm; er sand vier Leichen
von Zivilpersonen. Von den Geistlihen war keiner geflüchtet.
In den Lazaretten sprah ih mit mehreren Opfern. Ein Mann
namens Einars hatte auf der Straße gestanden, als die russishen Reiter
einrü>ten. Ein Kosak versetzte ihm im Vorüberreiten einen Säbelhieb, ein
anderer s<hlug ihn mit dem Gewehrkolben. Er stürzte hin und stellte sich
tot. Nun lag er im Lazarett und befand sih auf dem Wege der Besserung.
Ein zwölfjähriger Junge, Sefsig, sehr blei<h und mitgenommen,
hatte eine Shußwunde bekommen, und seine Gehirnschale war eingeschlagen;
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