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(1916) [MARC] Author: Sven Hedin - Tema: Russia, War
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 24. Russische Briefe

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508 Vierundzwanzigstes Kapitel.

aus Wjatka und Wologda, Ufa und Orenburg, von den Ufern der Wolga
und des Don, wo die Kosaken in den Steppen ihre halbwilden Pferde
tummeln, aus den endlosen Ebenen östli<h vom Ural, aus Tobolsk und
Zrkutsk, aus dem Lande der transbaikalischen Kosaken und von den be-
waldetcn Küsten, die im äußersten Osten von den Wogen dcs Stillen
Ozeans bespült werden. Früh und spät im Hof des Muschiks geschrieben
beim Summen des Samowars odcr am Pult eines Schreibers in einem
mit Zigarettenrauch erfüllten Koutor, wurden sie von wandernden Boten
auf gewundenen Landstraßen weitergetragen oder in Postschlitten zum
nächsten Bahnhof befördert bei munterm Schellengeläut der Troika und
mahnendem Zuruf des Jämschtschiks an „seine Täubchen““, seine shnell-
füßigen, shwarzen Traber.

Woher sie auch stammen und für wen sie auh bestimmt sind, in
der Gesamtheit bedeuten sie ein einziges, mächtiges Echo aus dem heiligen
Rußland. Es sind keine Redensarten, keine lceren Worte; es ist die
große, unverfälschte Liebe, es sind Treue und Schnsucht, Kummer und
Unruhe, es ift die cinfache russishe Volksscele, die aus ihnen spricht.
Steht man auf den Schlachtfeldern am San und liest in diesen ver-
gilbten Blättern, dann glaubt man das Rauschen des Windes in den
Wäldern von Tambow zu hören oder das Heulen des Schncesturms auf
der Kirgisensteppe, das Knirschen der Näder des Tarantas auf s{hlammigen
Wegen oder das schnelle Spiel der Balalaika, wenn Jünglinge und
Zungfrauen auf Scheunen und Böden Kamarcnsfi tanzen. Man spürt
den Duft der Wachslichte vor den Heiligenbildern und sicht alte Bauern
und Frauen aufs Knic fallen, den Kopf nach rechts gebeugt, die Hände
über der Brust gefaltet, die feuhten Augen auf das Gold der Heiligen-
bilder gerichtet. Es sind Eltern, die für ihre im Fcld stehenden Söhne
beten. JZhre Gedanken sind ja immer an der Front, und wenn endlich
ein Brief des fernen Sohnes kommt, eilen sie zum Schrcibexr des Dorfes,
damit er das Geschriebene vorliest, das sie nicht selber deuten können.
Wo war ex, als er den Brief schrieb? In den Karpathen — in den
Schützengräben von Gorlice — an den Ufern des San. Wo mag das sein ?
Sie wissen es nicht. Aber sie freuen si<h, denn ex lebt ja noh; sie
denken und grübeln, sie suchen in der Tiefe ihres Herzens das Beste und
Licbevollste, was sie ihm in herzlihen Worten und Gedanken senden

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Project Runeberg, Sun Jan 14 14:41:12 2024 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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