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Nussische Briefe. 509
fönnen. Und er — wenn er ihre Antwort erhalten hat, trägt sie
immer bei fih. Kann er den Brief selbst nicht lesen, so versteht ihn
doch sein Feldwebel oder ein Kamerad. Und wenn er auf dem Schlacht-
feld verblutet, richtet er zum lcltenmal den erlöshenden Blick auf dies
Blatt mit den letzten zärtlichen Worten seiner Lieben daheim.
Ich habe Tote dicse Briefe in Händen halten schen. Wozu
das allcs! Wozu trieb man sie mit den Heeren des Zaren hinaus,
um nichts zu gewinnen, nur um zu sterben? Wehmütig, er-
shüttert stcht man neben dem gefallcnen Kricger und liest den letzten
Gruß von Vater und Mutter. Man wciß ja das Furchtbare, was die
daheim viclleiht erst nah dem Kriege erfahren: er ist tot und kehrt
nie wieder zurü>, und die Briefe, die nah cinem gewissen Tag ge-
schrieben wurden, errcichen ihn niht mchr.
Hier sind cinige dieser Briefe, die ih mit nah Hause nahm. Es
sind Notschrcie aus der Scele dieses großen, im Herzen gutmütigen
Volkes, das unter dem Sklavenjoh des Despotismus leidet. Es sind
Seufzer, Träume und Bitten von Brüdern und Schwestern Dostojewskis,
Tolstois und Maxim Gorkis. Einfach und ungekünstelt is ihr Stil;
ih habe nichts daran geändert. Alle sind ohne Briefumschlag, und die
Orte ihrer Herkunft unklar; sonst wäre es meine Pflicht, denen, die
sih schnen und noh hoffen, Nachricht zu geben. Sollte einer dieser
Briefe hier auf irgendeinem Wege zu dencn gelangen, die sie geschrieben
haben, so sei ihnen die Versicherung ein Trost, daß der Tote wie ein
Mann gekämpft und wie ein Held gefallen ist, daß er ein chrliches Be-
gräbnis erhiclt und cin Kreuz auf seinem Grabe steht.
1915, 15. Januar.
Guten Tag lieber Bruder Senowei Antonowitsh. Ich beeile mih, Dir meine
tiesste Achtung zu senden und einen herzlichen Gruß von Deinem Bruder Andrei
Antonowitsh. Ich kann Dir erzählen, lieber Bruder Senowei Antonowitsch, daß ich
dank Gottes Gnade noh am Leben und gesund bin, und dann kann ih Dir erzählen,
lieber Bruder Senowei Antonowitsch, daß ih Deine beiden Briefe erhalten habe und
eine Posttarte, für die ih Dir vielmals danke, und ih habe Deine Postkarte gelesen. Und
dann bitte ih Dich, lieber Bruder Senowei Antonowitsch, schreibe einen Brief nach
Hause. Ich erhielt einen Brief von Theodor, und er wünscht einen Brief von zu
Hause. Jh bin noh am Leben, Ehre sei Gott. Und dann will i< Dir sagen, lieber
Bruder Senowei Antonowitsch, daß wir nun auf dem Lande sind und drei Tage ge-
ruht haben. Aber bald sollen wir wieder nah [Name unleserlich] gehen; sie sagen
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