Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 33. Kaiser Franz Joseph
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492 Dreiunddreißigstes Kapitel.
wiederum sterben sehen. Er steht da als der Letzte einer Generation,
die längst dahingegangen, und sein Name gehörte shon der Geschichte
an, als die Welt noh niht wußte, wer Bismar> war.
Kein Monarch unsrer Zeit ist der Gegenstand größerer Achtung
und Liebe, als der betagte Herrscher auf dem Thron der Habsburger.
Sein Name wird mit fast religiöser Verehrung genannt. Nie schallt
der Jubel herzliher und wärmer, als wenn der Kaiser sih zwischen der
Hofburg und Schönbrunn in seinem Wagen zeigt. Jn Sturmjahren
war er das zusammenhaltende Band in seinem weiten Reiche, und als
er bei Kriegsausbruch seine Völker zu den Waffen rief, fühlten sie alle
ihre Zusammengehörigkeit unter dem Doppeladler und der Stefanskrone.
Alle wußten, daß der ehrwürdige Greis zur Erhaltung des Friedens so
weit ging, als seines Reiches Ehre und Bestehen erlaubten, und daß er
tief das Blutbad beklagte, das nun kommen mußte. Von gewisser Seite
hat man versucht, die Schuld an dem Weltkrieg auf ihn zu wälzen.
Er hätte den Mord des Thronfolgers verwinden können, sagte man in
Staaten, die die englische Ritterlichkeit, dem unterdrückten Belgien zu
Hilfe zu kommen, gepriesen haben! Man vershweigt nur, daß Serbien,
von Nußland aufgeheßt und vom hohmütigen Großbritannien ermuntert,
für Österreihs und Ungarns Zukunft überaus gefährli<h war und
geradezu den Bestand der Monarchie bedrohte. In den Zeitungen des
Vierverbandes hat man sich niht gescheut, den Kaiser mit Shmähungen
zu überhäufen. Man vergaß, daß Spott nur erlaubt is, wenn er
geistreih ist, aber der Straße angehört, wenn er zu pöbelhafter Roheit
herabsinkt.
Kaiser Franz Joseph ist, durh die Grausamkeit des Lebens abge-
härtet, Philosoph geworden in des Wortes schönster Bedeutung. Den
Hohn des fremden Pöbels beachtet er niht. Er steht zu hoch, als daß
die Roheiten der Vierverbandspresse ihn tressen könnten.
Am 4. Juli hatte der Kaiser, wie gewöhnli<h am Sonntag, das
Hochamt in der Schloßkapelle besuht. Die Audienz war auf 1 Uhr
angesetzt. Man wies mi<h in das Zimmer des Flügeladjutanten, wo
mich Oberst von Spányik empfing. Man muß eine gute Viertelstunde
vor der angesetzten Zeit zugegen sein, denn der Kaiser klingelt zuweilen,
bevor die Stunde der Audienz geschlagen hat. Während i<h wartete,
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