Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 38. Die brennende Stadt
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496 Achtunddreißigstes Kapitel.
herab. Hinter diesem Haus unterbricht ein großer Hof die Straße und
eröffnet einen Ausbli> auf lauter brennende Stadtteile.
Wir fahren straßauf und straßab. Dic Läden schen aus, als
hätte man sie vorher geplündert, die Wohnungen, als wären sie noh
rechtzeitig geräumt worden. Dort wieder ein unverschrtes Haus zwi-
hen zwei brennenden; auch seine Stunde hat bald geschlagen. Die
russischen und polnishen Namen auf den grell beleuchteten Firmen-
schildern werden bald vershwinden. „Traktir“, Wirtshaus, stcht in
großen Buchstaben über einem Tor; jett glüht seine Schwelle. „Gosti-
niza“, Hotel — die Flammen wohnen jeßt in seinen Zimmern. Ein
Kirchturm steht noh, von s<hwarzen Rauchwolken umgeben, roter Feuer-
schein auf seinen Mauern — die Vernichtung reiht niht an ihn heran,
der Kirchhof liegt shütßend dazwishen. Vor einem Hause, dessen Dach-
stuhl eben einstürzt, steht ein heulender Hund. Eine Holzniederlage
auf einem offenen Plat ist jezt ein Riesenscheiterhaufen; die Stämme
der Bäume ringsum sind vom Rauch geshwärzt, Äste glühen, und Blätter
regnen fnisternd herab. In der Mitte einer Straße {leiht eine ob-
dachlose Kate.
Brest-Litowsk ist, nein, war eine Stadt mit breiten, geraden
Straßen. Das Feuer hätte daher kaum über die Straßen hinüber-
springen können. Die Kojaken müssen also mit Fackeln und Petroleum
von Haus zu Haus geeilt sein, damit ja kein Obdach für die Deutschen
übrigblieb; die Eroberer sollten nichts als Aschenhaufen und verkohlte
Balken finden. Vielleicht hat die Bevölferung Kostbarkeiten und Haus-
gerät mitnehmen dürfen, denn niemand versucht hier mchr Möbel und
Betten auf die Straße zu werfcn; sogar der ewige Jude fchlt in diesem
der Vernichtung anheimgefallenen Neste. Nichts ist verschont geblieben.
Wie Pompeji wurde Brest-Litowsk in einer einzigen Nacht zerstört.
Dex Brandschein lagert wie ein märchenhaftes Abendrot über der Ebene,
schwarze Wolfen rollen über die glühenden Ruinen, und über diesem
entsetzlichen Bild shwebt der Mond in rotem Blut.
Wo sind die endlos langen Marschkolonnen, die wir am Ufer des
Bug sahen, und die es so eilig hatten, dem fliehenden Feind niht Rast
noch Nuh zu gönnen? Jn Brest-Litowsk haben sie nichts mchr zu tun.
Sie ziehen an der Stadtgrenze entlang; Geschütze, Nadkränze,- Säbel,
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