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82 Hirt: Anmälan.
Dass sich in der Neubearbeitung auch eine Reihe trefflicher
und einleuchtender Erklärungen finden, brauche ich bei einem
Manne wie Noreen kaum hervorzuheben.
Wenn ich in der Heranziehung des neuen Materials und in
seiner Reichhaltigkeit vor Noreens Buch in voller Bewunderung
stehe, so kann ich doch in manchen prinzipiellen Fragen nicht mit
dem Verfasser übereinstimmen. Einzeldialektische Formen späten
Ursprungs werden gar zu leicht bis in die indogerm. Ursprache
zu-rückverlegt, ohne dass gefragt wird, ob nicht eine ganz einfache
einzelsprachliche Analogiebildung vorliegt. Es ist das ein Punkt,
der sich bei nordischen Gelehrten so häufig findet, wie schon
verschiedentlich bemerkt ist. Allerdings ist das bei Noreen nicht ganz
so schlimm wie bei andern, aber völlig kann ich ihn davon nicht
freisprechen.
Ein anderer prinzipieller Punkt hat auf die ganze Anordnung
des Buches einen bedeutenden Einfluss ausgeübt. N. lehnt die
Aufstellung einiger weniger idg. Ablautsreihen, wie sie bei uns in
Deutschland vielfach angenommen werden, entschieden ab. Gewiss
sind seine Bemerkungen auf S. 37 in mancher Beziehung sehr
treffend, aber fiir so gar unsicher halte ich unsere Erkenntnis auf
diesem Gebiete nicht, und es gibt m. E. kein klares Bild der
wirklichen Thatsachen, wenn man den Ablaut gesondert nach Qualität
und nach Quantität behandelt. Ich würde mich nie zu dieser
Anordnung, die hinter unserer thatsächlichen Erkenntnis weit
zurückbleibt, entschliessen können. Ich glaube, jeder Anfänger muss vor
der Systemlosigkeit, die hier zum Prinzip erhoben, verzweifelt
dastehen. Es war dann besser, ganz und gar nicht auf die idg.
Verhältnisse zu rekurrieren, im Germanischen aber zwischen functionellem
und nicht functionellem Ablaut zu unterscheiden. Ich muss es offen
gestehen, dass ich nach der pädagogischen Seite das Buch fur
verfehlt halte, und gerade nach dieser Seite müssen wir unsern
Studenten entgegenkommen, wenn wir das Interesse fur
die’wissenschaftliche Sprachbetrachtung, das zu erkalten anfangt, warm
erhalten wollen.
Im folgenden gebe ich einzelne Bemerkungen, die der Verf.
als ein Zeichen des Interesses ansehen möge, mit dem ich sein Werk
felesen, ja studiert habe. Auf alles einzugehen, wo ich
abweichen-er Ansicht bin oder wo ich mir ein Fragezeichen notirt habe, würde
zu einem kleinen Buch fuhren und den mir gewährten Raum
überschreiten. Meiner jetzigen Arbeitsrichtung gemäss mache ich
besonders auf Unrichtigkeiten und Versehen im idg. Teil aufmerksam.
In § 1 vermisse ich den von Bartholomae nachgewiesenen Vokal
ä. An der Existenz dieses Lautes kann doch nicht mehr
gezweifelt werden. — Anm. 6 wird das Vorhandensein langer Liquidae
und Nasale in sonantischer Function bestritten. Es ist aber, glaube
ich, jetzt durch de Saussure Mém. de la soc. de ling, VIII 425 ein
unzweifelhafter Beweis dafür aus dem Litauischen (und Slavischen)
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