Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Kritische beiträge zur altnordischen metrik (Nat. Beckman) - II. Zur betonung der composita
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76 Beckman: Zur anord. metrik.
Uebrigens dürfte es am vorsichtigsten sein auch in
anderen fällen die reimfähigkeit der nebentonigen silben nicht
gänzlich in abrede zu stellen. Die nebentöne können ja
auch sonst als mit den haupttönen gleichwertig behandelt
werden, z. b. in den dreisilbigen versen des kuiduháttr. Was
composita wie z. b. sannräcfnir betrifft, so betrachte ich also
die betonung 230 als möglich, auch wo (wie gewöhnlich) das s
und nicht das r als reimstab (hauptstab) dient. Man dürfte
nämlich beachten, dass die nordischen dichter, wie überhaupt
die dichter jeder zeit, nicht nur nach dem gehör sondern auch
nach theorien gedichtet haben, und die theorie konnte sich nach
analogie der bei weitem häufigeren einfachen Wörter leicht
so formulieren, als wäre der Stabreim der anlaut des wortes
und nicht derjenige der betonten silbe. Ferner ist es ja nicht
unmöglich, dass sich der anlaut des zweiten compositionsgliedes
auch für das ohr weniger geltend machte als der anlaut
gleich betonter silben im wortanfang. Ueber altnordische
silbenteilung wissen wir ja überhaupt nicht viel, und zwar
am allerwenigsten in bezug auf Wörter, bei denen auch die
betonung unbekannt ist *).
In moderneren poetischen literaturen kann man im
allgemeinen ziemlich sicher über die betonung des einzelnen
wortes urteilen, da sich diese fast unmittelbar aus der
rhythmisierung des verses ergiebt. Im altnordischen hat man aber
eine bunte menge ganz verschiedenartiger rhythmisierungen
gefunden, die wenigstens nach unserer bisherigen theorie für
gleichberechtigt gelten, und die eine oder andere betonung
des in einem gewissen verse vorkommenden wortes giebt oft
wird von Sievers (Metrik 77) geleugnet, obschon Sie vers selbst anerkennen
muss. dass "die alten regeln" vielfach gestört worden sind.
*) Bekanntlich kann sich der anlautende consonant nach zeugniss des
binnenreims zuweilen an das vorhergehende wort anschliessen. Wenn dies
im satz geschehen kann, so dürfte es wohl auch innerhalb des compositums
geschehen können. (Für boispiele dos satz-sandhi vgl. Kahle, Sprache der
Skalden s. 20 f.).
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