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Mogk: Anmälan. 275
ich der Verteidigung der norwegischen heimat der meisten
edda-lieder nicht beipflichten. Zunächst halte ich die behauptung, dass
sich die eddische dichtung nur in einer politisch und sozial ruhigen
zeit entwickelt haben könnte, nicht für richtig. In Deutschland
z. b. blühte im mittelalter die litteratur am meisten, als die kämpfe
zwischen staat und kirche tobten, am ende des vorigen
Jahrhunderts, als die wellen der französischen revolution sich besonders
bei uns fühlbar machten. Das eine schliesst durchaus das andere
nicht aus. Ferner sind die gründe, die F. J. fur die norweg.
heimat der eddalieder, besonders der Vpluspá, vorbringt, nicht
durchschlagend. Ich komme hierauf nochmals zu sprechen. Bndlich
lässt sich doch bei verschiedenen gedichten christlicher einfluss
nicht leugnen. Wir brauchen hier noch nicht auf Bugges oder gar
Meyers standpunkt zu stehen, christliche einflüsse sind auf alle falle
vorhanden. Allein diese erklären sich ungleich leichter, wenn wir
annehmen, dass die lieder im westen oder auf Island entstanden
sind. *).
In der einleitung sucht ferner F. J. den nachweis zu führen,
dass die Nordländer schon in den ältesten zeiten eine
mythologische und saggeschichtliche poesie besessen haben. Mich haben die
gründe, die er dafür vorbringt, nicht überzeugt. Der verf.
begründet seine auffassung mit den bekannten Zeugnissen aus Tacitus
und Jordanes und mit den inschriflen des Tunesteins und des
Tjnrköbrakteaten. Was Tacitus von den Südgermanen, Jordanes
von den Goten sagt, das darf nicht schlechthin auf die
Nordgermanen übertragen werden. Als Tacitus über jene, Jordanes über
die Goten schrieb, hatten beide Völker bereits ein heldenzeitalter
hinter sich, das sie zu dichterischer Verherrlichung ihrer helden
anspornen musste. Von den Skandinaviern können wir dies nicht
einmal wahrscheinlich machen; ihr heldenzeitalter beginnt erst mit
den wikingerzügen. Eine ausgebildete heldendichtung setzt aber
ein heldenzeitalter voraus. — Ebenso wenig beweisen m. e. die
runeninschriften eine besondere pflege der poesie. In der inschrift
auf dem brakteaten von Tjurkö (helctaR Tcunimu[n]3iu
wurte runoR
an walhaJcurne)
vermag ich beim besten willen keine poesie zu erblicken. Die
Stellung der worte ist die ganz gewöhnliche; dass aber zwei worte
gleichen anlaut haben und die silbenzahl gerade der silbenzahl
*) Es hat sich über diese frage neuerdings ein streit zwischen Björn
Olsen und Finnur Jonsson entsponnen, indem jener die isländ. heimat der
eddischen dichtung hartnäckig verteidigt (Timar. 15, 1—133; 16, 1—41;
42—87). Wenn auch nicht in allen einzelheiten, so stehe ich doch im all-
gemeinen mehr auf seite Björn Olsens als F. Jonssons. Dass einzelne
gediente auf norwegische zurückgehen oder vielmehr isländische bearbeitungen
norweg. gediente sind, ist schwer zu leugnen, der grösste teil der ganzen
Sammlung dagegen ist doch wohl auf Island erst gedichtet.
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