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246 Meyer: Zur agerm. Myth.
261
Mir erscheint es gleich von vornherein als unglaublich,
dass der Gott der Jarle Stammvater auch der Bauern und
Knechte sein soll! Diese Täterschaft kommt nur einem Gott
zu, der mit allen Ständen so zu sagen berufsmässig zu tun
hat. Ein solcher ist, wie ich glaube, Heimdall allerdings.
Sein Wesen ist mannichfach gedeutet worden.
Gewöhnlich fasst man ihn als eine Emanation Tyrs auf, und indem
man diesen — meiner Ansicht nach durchaus mit Unrecht
— zum Sonnengott macht, erhält man fur seinen Substituten
die Bedeutung: er sei der Gott des anbrechenden Tages, der
am Himmelsrand übers Meer aufleuchtende Tag (Golther S. 363
vgl. Meyer S. 408). Diese Deutung kommt, wie ich glaube,
der richtigen mindestens sehr nahe — obwohl sie auf
falschem Wege gewonnen ist. Oder man nennt ihn allgemein
den Gott, dem die Frühe und der Anfang gehört (Uhland S.
14) — wozu dann die neue beliebte Erklärung Lokis als
des "Schliessers" (seit Weinhold) ein symmetrisches Gegenbild
liefert (Müllenhoff HZ. 30, 229 Mogk S. 318). Müllenhoff
fasst ihn noch specieller als den Gott der Morgenröthe,
vielleicht sogar des Regenbogens. Was aber hat (trotz Mogks
gekünstelter Verbindung S. 319) der Gott der Frühe mit der
Erschaffung der Stände zu tun?
Auszugehen ist wohl am besten von den specifischen
Mythen Heimdalls. Ueber seine naturmythische Auffassung
herrscht noch leidliche Uebereinstimmung. Ist auch die
jüngere V9I. (Hyndl. 36 f.) ein verhältnissmässig spätes
Produkt, so stimmt doch der Heimdallargaldr dazu (vgl. Golther
S. 362) und so dürfte der Bericht von den neun Müttern
des Gottes so alt sein, wie überhaupt seine Verehrung. Man
pflegt nun diese neun Mütter mit den neun (freilich anders
benannten) Töchtern der Ran zu identiflciren — eine
verführerische Uebereinstimmung (a. a. 0. S. 363 Anm.). Das
wären dann also die Wellen, denen am Rand des Horizonts
der junge Tag entsteigt. Sollten aber die neun Riesentöch-
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